Mit Sicherheit  …  gibt es in jeder Familie etwas zu bewahren

Eine Situation erlebe ich immer wieder: In der vertrauten Atmosphäre eines Trauergesprächs kommt zur Sprache, was keinesfalls in eine Rede und damit an die Öffentlichkeit gelangen soll.

Wohl weiß ich gut zu unterscheiden. Gleichsam ist es für die Hinterbliebenen eine Herausforderung, sich VERLASSEN zu müssen. Damit entsteht Unsicherheit, die zusätzlichen Stress verursachen kann.

Vor einigen Wochen saß ich im Trauergespräch mit einer hinterbliebenen Ehefrau, die ihr Herz um bleischwere Familiengeschichte erleichterte. Das musste sie einfach mal sagen dürfen, meinte sie. Und kurz darauf wurde sie richtig ängstlich. Denn ebenso wichtig war es ihr, dieses Wissen keinesfalls Dritten zu Gehör zu bringen.

Neben allen zeremoniellen Handlungen und angemessenen Worten geht es vor allem auch darum,  vertrauensvoll und würdig mit Lebensgeschichten umzugehen.

In so schwierige Situationen biete ich Angehörigen an, ihnen die gesamte Trauerfeier vorab  zur Verfügung zu stellen. Sobald ich diesen Vorschlag allein nur unterbreite, ist die Erleichterung spürbar. Und die mitunter große Angst vor böse Überraschungen verliert sich umgehend.

Noch nie musste anschließend wesentliches verändert werden. Jenseits von richtig und falsch geht es hierbei vor allem um die Ermächtigung. In einem Moment, in dem Hinterbliebene tiefste Ohnmacht erfahren und erleiden mussten, bekommen sie wieder ein Stück mehr Autonomie in die Hand. Für diejenigen, die mehr Sicherheit benötigen, scheint diese Vorgehensweise fast heilsam zu sein. Sie sehen sich  ernst genommen und wissen zudem, was auf sie zukommt.

In meiner Tätigkeit als Redakteurin beim ZDF wäre eine solche Vorgehensweise nicht denkbar gewesen. Die Freie Presse hatte einen besonders hohen Wert. Und da durfte ich auch umdenken. Eine Trauerfeier möchte im besten Sinne die Trauer erleichtern. Und Transparenz kann viel dazu beitragen.